Departement Betriebswirtschaftslehre

27.10.2021 | Forschung | Studierende

Wie unternehmerisch sind Studierende? Studierende als Unternehmensgründer: der Report

Von Studierenden gegründete Startups sind von zentraler wirtschaftlicher und sozialer Relevanz – generell, aber insbesondere auch in herausfordernden Zeiten wie diesen. Das GUESSS-Projekt hat daher die unternehmerischen Absichten und Aktivitäten von mehr als 267‘000 Studierenden in 58 Ländern untersucht.

Oktober, 2021

Text von Prof. Dr. Philipp Sieger

Seit 2003 widmet sich das von den Universitäten Bern und St.Gallen organisierte GUESSS-Projekt (Global University Entrepreneurial Spirit Students’ Survey) der globalen Erforschung von studentischem Unternehmertum. Insgesamt 17,8 Prozent aller Studierenden, die an der neunten Erhebungswelle von GUESSS im Frühjahr 2021 teilgenommen haben, gaben an, direkt nach dem Studium als Unternehmer/in im eigenen Unternehmen tätig sein zu wollen. Bezogen auf 5 Jahre nach dem Studium wird diese Absicht von knapp ein Drittel (32,3 Prozent) aller Studierenden geäussert.

Die Schweiz liegt im Ländervergleich mit 4,2 beziehungsweise 16,1 Prozent im Hinterfeld, befindet sich dabei aber „in guter Gesellschaft“ von anderen weit entwickelten Industrieländern wie Deutschland, Japan und Österreich. An der Spitze liegen Nigeria und Indonesien, gefolgt von mehreren südamerikanischen Ländern (Ecuador, Dominikanische Republik, Mexiko und Kolumbien). Die höheren Werte von Schwellenländern zeigten sich bereits in früheren Erhebungen und sind zum Beispiel auf weniger weit entwickelte Arbeitsmärkte zurückzuführen.

Dass immerhin ungefähr jede/r sechste Studierende in der Schweiz mittelfristig unternehmerisch tätig sein will, ist absolut gesehen sehr positiv zu werten. Generell bestätigt sich das bereits bekannte Muster, wonach viele Studierende erst relevante Berufserfahrung sammeln möchten, bevor sie einen unternehmerischen Karrierepfad einschlagen wollen.

© Prof Dr. Philipp Sieger

Interessanterweise bewegen sich die unternehmerischen Absichten 2021 global auf einem ähnlichen Niveau wie in früheren GUESSS-Umfragen. Seit 2013 bewegt sich der Anteil der Studierenden, welche 5 Jahre nach Abschluss des Studiums im eigenen Unternehmen tätig sein wollen, zwischen 28,8 und 31,2 Prozent. In der Schweiz liegt die entsprechende Bandbreite zwischen 16,1 und 21,1 Prozent. Die Corona-Pandemie scheint hier also keinen systematischen Einfluss gehabt zu haben.

© Abteilung für Unternehmensführung und Entrepreneurship

28,4 Prozent aller Studierenden gaben an, dass sie bereits mit dem Gründungsprozess begonnen haben (in der Schweiz sind es 9 Prozent), wobei rund ein Drittel dieser Projekte im universitären Umfeld entstanden sind. Nur knapp die Hälfte dieser Studierenden ist sich bereits sicher, dass sie diese unternehmerische Tätigkeit nach dem Studienabschluss hauptberuflich ausüben wollen. Eine grosse Rolle spielen Gründerteams – fast die Hälfte aller geplanten Startups werden von mehreren Personen gemeinsam gegründet, wobei diese Mitstudierende, Freunde oder Verwandte sein können. 22,1 Prozent aller Studierenden im Gründungsprozess gaben an, dass sie das Startup hauptsächlich wegen der Corona-Pandemie gründen; in der Schweiz sind es 10,6 Prozent.

10,8 Prozent aller Studierenden haben bereits ihr eigenes Unternehmen gegründet (in der Schweiz: 3,2 Prozent), wobei die meisten Startups noch sehr jung und sehr klein sind. Auch deswegen geben „nur“ knapp ein Drittel der studentischen Unternehmer/innen an, dass sie das Unternehmen nach dem Abschluss hauptberuflich führen möchten. Erstaunlich hoch ist der Anteil der „Corona-Unternehmer/innen“: 33,7 Prozent gaben an, dass die Corona-Pandemie der Hauptgrund für die Gründung war (Schweiz: 9,3 Prozent).

Insgesamt zeigt sich also: Die unternehmerischen Absichten von Studierenden sind trotz Corona relativ stabil. Die Schweiz weist im globalen Vergleich – wie andere Industrienationen - eher niedrige Werte auf, welche absolut gesehen jedoch nicht unerfreulich sind. Bei den Unternehmen, die im Gründungsprozess oder bereits gegründet sind, ist ein „Corona-Effekt“ deutlich sichtbar. Wie sich dies weiter entwickeln wird, wird spannend sein zu beobachten.