Führung & Performance – Erkenntnisse der zweiten Datenerhebung
In einer zweiten Datenerhebung durch Prof. Dr. Maike Andresen von der Universität Bamberg wurden 217 Duos von Mitarbeitenden und ihren jeweiligen Führungskräften befragt. Der entscheidende Vorteil der zweiten Datenerhebung ist, dass die Aufgabenleistung der Mitarbeitenden nicht wie in der ersten Datenerhebung selbsteingeschätzt, sondern von den jeweiligen Führungskräften fremdeingeschätzt wurde. Bemerkenswerterweise zeigen die Ergebnisse dabei ein sehr ähnliches Muster wie in der ersten Datenerhebung auf. Die Ergebnisse unserer gemeinsamen Analysen belegen: Wenn die Sonnenseite erhöhter Neurosensitivität und somit Vantage-Sensitivität überwiegt, wird eine erhöhte Aufgabenleistung gezeigt. Wenn die Schattenseite erhöhter Neurosensitivität und somit Vulnerable Sensitivität überwiegt, wird eine verringerte Arbeitsleistung gezeigt. Die höchste Aufgabenleistung weisen dabei Dyaden/Duos von vantage-hochsensitiven Mitarbeitenden und vantage-hochsensitiven Führungskräften auf. Während die erhöhte Aufgabenleistung von vantage-hochsensitiven Mitarbeitenden von vulnerabel-hochsensitiven Führungskräften verringert wird, wird die verringerte Aufgabenleistung von vulnerabel-hochsensitiven Mitarbeitenden von vantage-hochsensitiven Führungskräften erhöht. In einer letzten Analyse können wir schliesslich zeigen, dass Vantage-Sensitivität mit erhöhter Führungsqualität von Führungskräften und Vulnerable Sensitivität mit verringerter Führungsqualität von Führungskräften einhergehen.
Fazit – Weicheier oder Wunderkinder?
Basierend auf unseren empirischen Ergebnissen ist die Antwort auf unsere etwas provokative Leitfrage, ob hoch(neuro)sensitive Mitarbeitende Weicheier oder Wunderkinder sind, «weder noch». Denn unsere Ergebnisse zeigen auf, dass auch vulnerabel-hochsensitive Mitarbeitende, bei denen die Schattenseite von erhöhter Neurosensitivität überwiegt, mit den passenden Kontextbedingungen sehr wohl leistungsfähig sind. Sind beispielsweise die Arbeitsbedingungen von vulnerabel-hochsensitiven Mitarbeitenden förderlich, fällt ihre Aufgabenleistung im Vergleich zu wenigsensitiven Mitarbeitenden sogar leicht erhöht aus. Gleichzeitig sind hoch(neuro)sensitive Mitarbeitende auch keine Wunderkinder. Denn obschon vantage-hochsensitive Mitarbeitende, bei denen die Sonnenseite von erhöhter Neurosensitivität überwiegt, höhere unternehmensrelevante Leistungen (wie Innovationsverhalten, prosoziales Arbeitsverhalten und Aufgabenleistung) relativ unabhängig von Kontextbedingungen zeigen, sind unsere empirischen Ergebnisse weit davon entfernt, dass vantage-hochsensitive Mitarbeitende als Wunderkinder angesehen werden können. Zumal eine solch überhöhte Erwartungshaltung wohl gar nicht erst förderlich wäre – weder für das Individuum noch für die Organisation.
Möchten Sie erfahren, welcher Sensitivitätstyp Sie sind?
Patrice Wyrsch bietet unter www.patricewyrsch.ch einen Kurztest an, mit dem Sie mittels acht wissenschaftlichen Fragen erfahren, welcher Sensitivitätstyp am ehesten auf Sie zutrifft (z.B. eher Vulnerable Sensitivität oder Vantage-Sensitivität?).