2025/03/31 | Studies | Studierende

Zwischen Zoom-Call und Vorlesung – Wenn das Start-up nebenbei wächst

Wie bringt man ein Masterstudium in Betriebswirtschaft mit der Leitung einer erfolgreichen Bewegtbild-Agentur unter einen Hut? Sven Würgler zeigt, dass es möglich ist – mit Mut, Organisation, einem starken Team und der Leidenschaft fürs Filmemachen. Sein Weg vom Hobbyfilmer zum CEO der Lymbus AG ist nicht nur inspirierend, sondern auch ein Beweis dafür, dass Unternehmertum schon während des Studiums Realität werden kann. In diesem Erfahrungsbericht erzählt Sven, wie aus einem Nebenprojekt ein wachsendes Unternehmen wurde, welche Herausforderungen er auf dem Weg gemeistert hat – und welche Tipps er anderen Studierenden mitgeben möchte.

März 2025

Text von Anika Gottier

Wie entstand die Idee, während des Studiums eine eigene Firma zu gründen?

Eigentlich hatte ich nie geplant, ein Unternehmen zu gründen. Filmemachen war mein Hobby und meine grosse Leidenschaft. In der Schulzeit drehten wir – mein Bruder, ein Freund und ich, die später meine Mitgründer wurden – Kurzfilme. Um dieses Hobby zu finanzieren, produzierten wir erste Auftragsarbeiten, zum Beispiel für den lokalen Feuerwehrverein oder die Schule. Irgendwann merkten wir, dass wir eine Firma brauchten, um das Ganze sauber abzurechnen. Und so bin ich Schritt für Schritt reingerutscht.

2023 wurde aus dem Nebenerwerb ein Vollzeitjob. Die Firma wurde in eine AG umgewandelt, und wir stellten die ersten Mitarbeitenden ein. Heute sind wir neun Personen und produzieren Werbevideos für Kund*innen wie die Schweizerische Post, die Mobiliar oder den Kanton Bern – aus unseren Büros in Zürich und Bern. Insgesamt haben wir seit der Gründung 2019 über 300 Projekte umgesetzt – eines davon wurde mit dem Schweizer Jugendfilmpreis ausgezeichnet.

Firma & Studium: Wie funktioniert beides zusammen?

Organisation und Zeitmanagement gehörten früher nicht gerade zu meinen Stärken. Aber ich musste schnell lernen, mich zu strukturieren, um Studium und Unternehmen unter einen Hut zu bringen. Inzwischen habe ich ein System für mich gefunden, mit dem ich in einem 60- bis 80%-Pensum arbeiten und mein Studium dennoch im Sommer nach zehn Semestern abschliessen kann.

Was mir hilft: die Flexibilität meines Studiums (Podcasts sei Dank!) und natürlich der Umstand, dass ich in meiner eigenen Firma arbeite. So beginnt unser Daily-Meeting beispielsweise immer um 09:01 Uhr – genau zur Pause meiner Vorlesung. An manchen Tagen muss ich aber auch akzeptieren, dass nicht alles erledigt werden kann. Insgesamt bin ich sehr dankbar, dass ich beides parallel machen darf. Denn das Gelernte kann ich direkt anwenden – und das motiviert zusätzlich.

El Tony COmmercial
© LYMBUS AG

Wie sieht ein typischer Tag aus?

Glücklicherweise bin ich ein Morgenmensch und starte gerne früh in den Tag. Ich versuche, mir jeweils ganze Tage für Uni oder Arbeit freizuhalten, damit ich mich besser konzentrieren kann. Wenn sich beides mal überschneidet, sieht das etwa so aus: Am Morgen bin ich in der Vorlesung, erledige bis zum Mittag Online-Meetings aus der Uni und gehe am Nachmittag ins Büro. Auf dem Heimweg schreibe ich dann noch an meiner Masterarbeit.

Was hilft, produktiv zu bleiben?

Ein System, das mir enorm hilft, ist Timeboxing: Ich blockiere mir im Kalender feste Zeitfenster für bestimmte Aufgaben und erledige diese dann auch genau in diesem Rahmen. So kann ich meinen Tag effizient strukturieren.

Ein weiterer Produktivitätsbooster sind AI-Tools. Ich nutze beispielsweise ein eigenes GPT-Modell für die E-Mail-Kommunikation oder zum Erstellen von Zusammenfassungen für die Uni.

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© LYMBUS AG

Was habe ich daraus gelernt?

Erstens, auch wenn’s kitschig klingt – ich bin sehr dankbar für die Ausbildung, die ich hier erhalten darf. Sie bringt mir im Berufsalltag tatsächlich viel, vor allem, weil ich weiss, wie viel ich noch nicht weiss.
Zweitens, mit guter Organisation ist extrem viel möglich.
Und drittens, ich bin deutlich resilienter geworden – denn im Unternehmertum klappt vieles nicht beim ersten Versuch.

Wie wichtig ist Teamwork?

Enorm wichtig! Bei uns im Unternehmen entsteht praktisch alles im Team. Gerade durch den Einsatz von AI sind heute gute Teamplayer*innen gefragter denn je. Ebenso entscheidend ist ein gutes Netzwerk. Das lässt sich zum Beispiel auch an der Uni aufbauen, etwa bei Events der FSWW oder des Entrepreneurship Club Bern (ECB).

Was ich anderen Studierenden raten würde, die ein Unternehmen gründen möchten?

Traut euch! So wenig zu verlieren wie jetzt habt ihr nie mehr.

PS: Wer noch mehr Tipps will – meldet euch gerne bei mir!

Portrait Sven Würgler
© LYMBUS AG