Was für eine Unterkunft hatten Sie im Gastland? Wie haben Sie diese gefunden?
Ich habe im Studentenwohnheim Kathrine Kollegiet gewohnt. Die Unterkunft habe ich über die CBSWebsite gefunden. Die CBS selbst besitzt zwar keine eigenen Studentenwohnheime, allerdings hilft das CBS Housing Team bei der Vermittlung von Unterkünften für Austauschstudierende. Die CBS hat dabei Zugang zu einigen Unterkünften, dazu gehört u.a. eben auch das Kathrine Kollegiet. Genauere Informationen zum ganzen Prozess wurden durch das CBS Housing Departement frühzeitig per E-Mail verschickt. Grundlegend konnte man sich innerhalb eines bestimmten Zeitfensters vor Semesterbeginn für die Unterkünfte bewerben. Dabei musste man eine Liste aller Unterkünfte machen (in der Reihenfolge der persönlichen Priorität) sowie noch vereinzelte weitere Angaben machen. Im Anschluss daran fand dann ein automatischer Zuteilungsprozess statt (kein «first come, first served»-Prinzip). Mir wurde im Rahmen dieses Prozesses meine dritte Priorität, ein Einzelzimmer im Kathrine Kollegiet, zugeteilt.
Wie war die Betreuung durch die Gastuni? Gab es ein Orientierungsprogramm?
Die Betreuung durch die Gastuni war gut. Bei Fragen konnte man sich an das International Office wenden und bekam sehr zeitnah eine Antwort. Es wurde sich sehr bemüht, bei Problemen schnell eine Lösung zu finden. Ein Orientierungsprogramm gab es in Form eines zweiwöchigen «Welcome and Orientation Programme» vor offiziellem Semesterstart an der CBS. Im Programm enthalten waren obligatorische Informationsveranstaltungen (in der zweiten Woche des «Welcome and Orientation Programme»), der optionale Besuch eines einwöchigen «Danish Crash Course» zwei Wochen vor Semesterstart sowie ein optionales Angebot an sozialen und kulturellen Aktivitäten («Exchange Social Programme» bestehend aus zwei separaten «Social Packages»: The Crash Course Social Package (erste Woche des «Welcome and Orientation Programme») und The Introduction Week Social Package (zweite Woche des «Welcome and Orientation Programme»)). Die obligatorischen Aktivitäten waren kostenlos, die anderen Aktivitäten waren kostenpflichtig. Zusätzlich zum «Exchange Social Programme» der CBS gab es auch noch ein nicht von der CBS organisiertes kostenpflichtiges CPHnights-Programm (für Interessierte am «Copenhagen Nightlife»), sowohl für die «Crash Course Week» als auch die «Introduction Week».
Wie war der Kontakt zu einheimischen Studierenden? Wie war der Kontakt zu anderen Austauschstudierenden?
Der Kontakt zu einheimischen Studierenden war insgesamt eher begrenzt. Mithilfe des optionalen Buddy Programme der CBS kommt man in Kontakt zu einer Person, welche an der CBS studiert (dänische oder internationale Studierende) und einem beim Einstieg in das neue Leben in Kopenhagen hilft. Allerdings belief sich hier die Kommunikation in meinem Fall auf das Abholen vom Flughafen sowie vereinzelte kurze Treffen zu Beginn des Semesters. In den Kursen an der CBS, welche ich besucht habe, war es zwar immer der Fall, dass sowohl einheimische Studierende als auch Austauschstudierende eingeschrieben waren, allerdings hielt sich der Kontakt zu einheimischem Studieren eher begrenzt (z. B. bei Gruppenarbeiten). Ausserhalb der Kurse hatte ich fast nur Kontakt mit anderen Austauschstudierenden, da die einheimischen Studierenden tendenziell eher zurückhaltend waren und sich untereinander gut vernetzt hatten. Der Kontakt zu anderen Austauschstudierenden stellte sich als leicht heraus. So waren u. a. in meinem Studentenwohnheim meines Wissens nach nur andere Austauschstudierende untergebracht und man kam leicht ins Gespräch. Ausserdem organisierte die CBS vor offiziellem Semesterbeginn das bereits erwähnte «Welcome and Orientation Programme», welches eine gute Gelegenheit zum Vernetzen mit anderen Austauschstudierenden bot. Alle waren sehr offen und motiviert, neue Leute kennenzulernen. Dadurch entwickelten sich schnell Gespräche, Verabredungen und im Laufe des Semesters auch Freundschaften und gemeinsame Unternehmungen. Der Einstieg fiel mir dadurch insgesamt sehr leicht.
Wie sind Sie sprachlich zurechtgekommen?
Sprachlich bin ich mit Englisch sehr gut zurechtgekommen. Die meisten Einheimischen sprechen sehr gut Englisch, sodass ich während meines gesamten Aufenthaltes in Kopenhagen keine Kommunikationsprobleme hatte. Zwar hatte ich mir zu Beginn vorgenommen, ein wenig Dänisch zu lernen, allerdings geriet dieses Vorhaben im Laufe des Semesters durch andere Verpflichtungen schnell in den Hintergrund. Grundkenntnisse in Dänisch wären sicherlich in einigen Situationen hilfreich gewesen, bspw. um mit den Einheimischen leichter ins Gespräch zu kommen und sich zu verständigen, diese sind jedoch nicht notwendig. Dank der guten Englischkenntnisse der dänischen Bevölkerung kann man sich prinzipiell problemlos im Alltag verständigen.
Welche Kurse haben Sie an der Gastuni besucht?
Ich habe die Kurse Consumer Psychology, Consumer Culture and Market Segmentation, Strategy and Leadership sowie Managing People in Multinational Corporations besucht.
Welche dieser Kurse würden Sie zukünftigen SEMP-(Erasmus)-Studierenden weiterempfehlen?
Ich würde grundsätzlich die meisten dieser Kurse empfehlen. Sie waren interessant, gut organisiert und die Dozierenden waren sehr engagiert. Besonders positiv war meiner Meinung nach, dass fast alle Kurse interaktiv gestaltet waren und zum Mitmachen motiviert haben. Consumer Culture and Market Segmentation würde ich persönlich jedoch wohl nicht noch einmal wählen. Der Kurs wirkte leider, trotz sehr motivierter und bemühter Dozentin, etwas unstrukturiert (der rote Faden fehlte häufig). Oft war für zahlreiche andere Studierende und mich unklar, was genau erwartet wird und was konkret zu tun ist, was sich negativ auf die allgemeine Motivation und Dynamik im Kurs auswirkte.
Was hat Ihnen am Studium im Gastland besser gefallen als in Bern?
Der Unterricht war tendenziell interaktiver und die Atmosphäre insgesamt weniger formell als in Bern, was den Austausch zwischen Dozierenden und Studierenden erleichtert hat. Im vielfältigen Kursangebot der CBS (grösseres Kursangebot als an der Universität Bern) stehen sowohl sich über das gesamte Semester erstreckende Kurse als auch auf ein einzelnes Quartal begrenzte Kurse zur Auswahl, was ich als sehr vorteilhaft empfand. Ich selbst belegte zwei Kurse im ersten Quartal und zwei andere Kurse im zweiten Quartal des Semesters (Kurse mit jeweils 7.5 ECTS). Das ermöglichte mir, mich intensiver mit den einzelnen Themen auseinanderzusetzen und die jeweiligen Kurse nach Ende des Quartals mit einer Prüfung (in meinem Fall Home Assignments) abzuschliessen. Anders als an der Universität Bern, wo sich die meisten Kurse über das gesamte Semester erstrecken und am Ende viele Prüfungen nahe beieinanderliegen, konnte ich mich aufgrund dieser Quartalsstruktur im Gastland während meines Studiums viel besser auf die einzelnen Kursthemen fokussieren (da ich mich jeweils nur mit zwei Kursen pro Quartal befassen musste) und hatte deutlich weniger Stress in der Prüfungsphase.
Was war im Gastland schlechter als in Bern?
Im Vergleich zur Universität Bern gab es an der CBS einige Aspekte, die ich als weniger vorteilhaft empfunden habe. So wurden bspw. in den meisten meiner gewählten Kurse keine Podcasts oder Ähnliches zur Verfügung gestellt, lediglich in einem fast ausschliesslich online unterrichteten Kurs (Consumer Psychology) gab es aufgezeichnete Videos. Das Fehlen dieser machte es schwieriger, verpasste Inhalte nachzuholen, wenn man z. B. krank war. Ausserdem war die Kurswahl und damit das Zusammenstellen des eigenen individuellen Stundenplans weniger übersichtlich gestaltet als an der CBS. Man konnte sich vor Semesterbeginn in einem definierten Zeitfenster für Kurse bewerben, dies allerdings ohne dabei die genauen Kurszeiten zu kennen. Der Kursplan mit genauen Zeiten wurde erst später veröffentlicht, wobei sich die Zeiten, in denen meine gewählten Kurse stattfanden, oft von Woche zu Woche änderten, was in meinem Fall zu einigen Überschneidungen führte. Es gab zwar eine «Course add and drop period», allerdings war die Wahl anderer Kurse für mich aus mehreren Gründen keine Option. In Bern gestaltet sich die Kurswahl meines Erachtens als deutlich einfacher und bei allfälligen Überschneidungen verschiedener Kurse gibt es häufig Podcasts, die zur Verfügung gestellt werden.
Was waren die „Highlights“ Ihres Auslandsaufenthalts?
Die Highlights meines Auslandsaufenthaltes waren für mich vor allem die vielen neuen Begegnungen mit Studierenden aus unterschiedlichsten Ländern. Durch das internationale Umfeld konnte ich wertvolle interkulturelle Erfahrungen sammeln und neue Freundschaften schliessen. Auch das Eintauchen in den dänischen Alltag war sehr bereichernd, nicht zuletzt wegen kulinarischer Highlights wie dem leckeren dänischen Gebäck.
Was waren die grössten Enttäuschungen während Ihres Auslandsaufenthalts?
Eine grosse Enttäuschung war für mich die Unterkunft im Kathrine Kollegiet. Prinzipiell ist die Lage des Studentenwohnheims sehr gut (es befindet sich in Frederiksberg, nicht weit entfernt von bspw. Universitätsgebäuden, Supermärkten sowie ÖV) und auch der Kontakt zu anderen Austauschstudierenden war einfach, da meines Wissens nach nur Austauschstudierende in diesem Studentenwohnheim wohnen. Das Kathrine Kollegiet ist vor allem für sehr gesellige bzw. partyfreudige Studierende geeignet, da im Gemeinschaftsraum und auch generell im ganzen Studentenwohnheim oft viel los war. Leider war ich insgesamt jedoch eher unzufrieden mit der Unterkunft. Zwar war alles Nötige vorhanden (eigene Küche, Bad, Bett, Zugang zu Waschmaschinen und Wäschetrocknern im Keller, etc.), aber vieles funktionierte nicht zuverlässig. So funktionierte bspw. der Aufzug oder einige der Waschmaschinen und Wäschetrockner immer wieder nicht, trotz angeblicher Reparaturen. Mein Zimmer war bei Einzug nicht sauber, der Zustand des Zimmerinventars war teilweise mangelhaft und es fehlten Dinge wie ein Dunstabzug in der Küche (in einigen Zimmern im Kollegiet war dies vorhanden, in anderen wiederum nicht). Ausserdem war zwar ein Putzraum auf jedem Stockwerk vorhanden, allerdings fehlten viele Dinge darin bereits in den ersten Wochen nach Einzug (ein halbwegs funktionierender Staubsauger konnte am Ende des Aufenthalts mit Glück noch auf einer anderen Etage im Putzraum gefunden werden). Die Unterkunft war für mich persönlich die einzige wirkliche Enttäuschung während meines Auslandsaufenthalts, abgesehen davon hatte ich insgesamt eine tolle Zeit in Kopenhagen.
Welche Tipps und Ratschläge haben Sie für Studierende, die zukünftig an Ihrer Gastuni studieren wollen?
Sich rechtzeitig vor dem Auslandsaufenthalt um die wichtigsten organisatorischen Dinge zu kümmern, sei dies bspw. die Bewerbung für eine Unterkunft oder die Planung der An- und Abreise, ist sehr empfehlenswert, um unnötigen Stress zu vermeiden. Sehr hilfreich ist es ausserdem auch, gleich zu Beginn des Aufenthalts zu versuchen, aktiv neue Kontakte zu knüpfen. Besonders die Teilnahme am «Exchange Social Programme» und dem CPHnights-Programm vor Semesterstart kann ich sehr empfehlen. Dort fällt es leicht, neue Leute (andere Austauschstudierende) kennenzulernen, da alle in einer ähnlichen Situation sind und Anschluss suchen.
Studierende der Universität Bern, die Rückfragen zu diesem Erfahrungsbericht haben, können beim Fachkoordinator des Departements BWL (mobility.bwl@unibe.ch) die E-Mail-Adresse der Autorin bzw. des Autors erfragen.