Was für eine Unterkunft hatten Sie im Gastland? Wie haben Sie diese gefunden?
Auf Spot a Home. Naja... ein grosses Naja. Ich habe 700 Euro für ein Zimmer bezahlt, was relativ viel ist, für Madrid eigentlich aber relativ im Rahmen liegt, da die Stadt relativ teuer ist und mein Zimmer SEHR zentral gelegen ist. (Fast zu zentral). Das Zimmer war ein grosses Zimmer, in einer Wohnung mit 11 Schlaf- und 6 Badezimmer. Entsprechend hatte ich 10 Mitbewohner aus der ganzen Welt (Deutschland, Polen, Belgien, Niederlande, Südkorea, Kanada, USA, Mexiko, Frankreich und ich als Schweizer). Ich hatte immenses Glück, alle Mitbewohner verstanden sich gut, und die die wollten hatten fast immer die Gelegenheit auf ein Gespräch. 0 Probleme mit den Mitbewohnern, auch nicht mit den Nachbaren. Weniger erfreulich war die Baustelle, die unsere ganze Fassade bedeckte und alle unsere Fenster sowie Balkone versperrte... Informiert wurde im Voraus natürlich niemand, und dies blieb leider über die 5 Monate hinweg genauso, mit gelegentlichen Arbeiten direkt vor dem Fenster um 8 Uhr morgens... Jede Anmerkung beim Vermieter (eine Firma namens VivingUp) wurde einfach gekonnt ignoriert. Aber was hat man für eine Wahl, der Vertrag ist unterschrieben, und aufgrund der guten Lage und den angenehmen Mitbewohnern, hat man das halt hinnehmen müssen. Hätte ich nicht erst im Dezember gebucht hätte ich vielleicht etwas Besseres finden können. Und es hätte auch ein bisschen weniger zentral sein können, wäre kein Problem gewesen und hätte ein bisschen weniger Leute und Lärm bedeutet, auf der Gran Vía war dies teils fast erdrückend. Aber alles in allem war es kein Weltuntergang, aber die Vermieterfirma unbedingt meiden!!! Sowas darf nicht unterstützt werden, da hatten andere also viel mehr Glück.
Wie war die Betreuung durch die Gastuni? Gab es ein Orientierungsprogramm?
Die Betreuung war gut, auch wenn ich sie kaum gebraucht habe. Aber falls man fragen hatte, hat man per E-Mail sehr schnell Antwort gekriegt. Es gab ein Mentoring Programm, welches ich aber nicht in Anspruch genommen habe, deswegen kann ich darüber nicht wirklich Auskunft geben.
Wie war der Kontakt zu einheimischen Studierenden? Wie war der Kontakt zu anderen Austauschstudierenden?
Ich muss ehrlich sein, ich hatte kaum zu lokalen Studenten Kontakt. Der Umgang in den Klassen bei Gruppenarbeiten etc. war sehr angenehm, jedoch hatte ich ausserhalb der Klasse praktisch nur mit Austauschstudenten Kontakt, oder lokalen Personen, die ich aber sonst irgendwie kennengelernt hatte. Dies hängt wohl ein bisschen mit den bereits bestehenden Gruppen bei den Einheimischen zusammen, ebenso wie mit dem Fakt, dass Sie «mitten im normalen Leben» stehen während die Austauschstudenten meistens ein bisschen offener und unternehmensfreudiger waren an einem normalen Nachmittag, weil sie nicht arbeiten mussten etc. Mit den Austauschstudenten war der Kontakt sehr einfach, und allein an meiner Uni gab es über 1000 Austauschstudenten, und an den Erasmus Events waren alle Unis von Madrid vertreten, also gab es auch keinen Mangel an Personen.
Wie sind Sie sprachlich zurechtgekommen?
Dies war für mich gar kein Problem, wobei man anmerken muss, dass mein Vater Spanier ist und mir Spanisch somit von Haus aus kein Problem darstellt, und auch mit dem Englischniveau in der Universität hatte ich keinerlei Mühe.
Welche Kurse haben Sie an der Gastuni besucht?
International Business Management, Financial Service Marketing, Marketing Management und Family Business Management
Welche dieser Kurse würden Sie zukünftigen SEMP-(Erasmus)-Studierenden weiterempfehlen?
Alle ausser Financial Service Marketing. International Business Management war das Spannendste, ich mochte sehr wie der Unterricht aufgebaut war und die Dozentin zeigte sehr Praxisnahe Beispiele mit Marken, die jeder kennt.
Was hat Ihnen am Studium im Gastland besser gefallen als in Bern?
Der Fakt, dass die Prüfungen Ende Jahr nur zu 50% die Endnote ausmachen. Die andere Hälfte sind Vorträge, Aufträge etc. die während des Jahres erledigt werden müssen. So bleibt man durchs Jahr hindurch besser dran und hat Ende Jahr weniger Stress.
Was war im Gastland schlechter als in Bern?
Ich würde sagen das durchschnittliche akademische Niveau war schon etwas tiefer. Also nicht bei allen Dozenten, aber im Grossen und Ganzen war es schon um einiges «einfacher». Das muss jedoch nicht per se schlecht sein, es war dadurch zum Teil auch zugänglicher.
Was waren die „Highlights“ Ihres Auslandsaufenthalts?
Das kann man kaum zusammenfassen. Um das grösste Highlight zu nennen: ganz klar die Bekanntschaften, die ich machen durfte. Ich habe in der Universität, in der Wohnung und an den Erasmus-Events so viele Leute von der ganzen Welt kennengelernt, ich fand das so spannend. Wann lernt man schon Leute kennen, die in Chile, Lettland oder Südkorea wohnen, und verbringt dann auch mehrere Monate mit Ihnen? Dies war einerseits sehr bereichernd, weil es einem den Horizont erweitert und man mit denen eine super Zeit haben konnte, aber ist jetzt auch sehr schön, weil ich auf der ganzen Welt Leute kenne, die ich im Falle einer Reise in Ihr Land besuchen könnte. Ich habe jetzt so viele Reisepläne, es wird sehr schwierig mich zu entscheiden, wohin es als erstes geht!
Was waren die grössten Enttäuschungen während Ihres Auslandsaufenthalts?
Meine Wohnung. Es gab während den 5 Monaten eine Baustelle an unserer Fassade, das Gerüst und die daran befestigte Werbefläche verdeckten alle unsere Fenster und Balkone. Darüber informiert wurden wir nicht, und wenn wir es mit dem Vermieter angesprochen haben, wurden wir ignoriert. Wenigstens waren meine 10 (!) Mitbewohner super, und die Lage perfekt, ansonsten hätte ich mir wohl einen Wohnungswechsel überlegt. Ansonsten gab es tatsächlich keine Enttäuschungen :)
Welche Tipps und Ratschläge haben Sie für Studierende, die zukünftig an Ihrer Gastuni studieren wollen?
Nehmt euch ein Zimmer im Zentrum von Madrid, und nicht in Getafe oder Leganés (dort ist die Universität). Es ist besser, zur Uni zu pendeln als jedes Mal um was trinken zu gehen usw. 40 Minuten Reisezeit zu haben! Die meisten die in Getafe gewohnt haben, haben es bereut.
Studierende der Universität Bern, die Rückfragen zu diesem Erfahrungsbericht haben, können beim Fachkoordinator des Departements BWL (mobility.bwl@unibe.ch) die E-Mail-Adresse der Autorin bzw. des Autors erfragen.