Departement Betriebswirtschaftslehre

Vilniaus Universitetas, Vilnius (Litauen)

Unterrichtssprache

Litauisch, Englisch

Erfahrungsberichte

Was für eine Unterkunft hatten Sie im Gastland? Wie haben Sie diese erhalten?

Bei der Anmeldung für das Semester kann man sich zugleich auch für ein Zimmer in einem Studentenwohnheim anmelden. Dabei muss man sich für eines der beiden Wohnheime „Sauletekis“ oder „Olandu“ entscheiden. Sauletekis ist weit weg vom Stadtzentrum (ca. 30 min mit dem Bus), dafür aber direkt neben der ökonomischen Fakultät angesiedelt. Es ist das grössere der beiden Wohnheime und es wird ausschliesslich von Erasmusstudenten bewohnt (ca. 100). Das Wohnheim Olandu ist hingegen sehr zentral gelegen (ca.15 min zu Fuss ins Zentrum). Es ist um einiges kleiner und nur ein halbes von vier Stockwerken wird von 15 Erasmusstudenten bewohnt. In beiden Wohnheimen sind die Zimmer eher klein, in Olandu lebt man in 2er Zimmern, in Sauletekis in 3er Zimmern. Meist teilen sich zwei Zimmer eine Toilette und ein Waschbecken und es gibt ein bis zwei Duschen pro Stockwerk und eine Küche. Die Mieten bewegen sich zwischen 75 Fr. (Olandu) und 125 Fr. (Sauletekis) pro Monat.
Der Platz im Wohnheim ist trotz Anmeldung nicht garantiert, und so geschah es, dass ich, da ich eine Woche nach Semesterbeginn erst angekommen bin, keinen Platz in den Wohnheimen für internationale Studenten hatte. Daraufhin wollte man mich in einem Wohnheim der litauischen Studenten unterbringen, was ich aber nach der Besichtigung abgelehnt habe (die Bedingungen waren miserabel). Nach einigem Hin und Her hab ich dann einen Platz in Olandu bekommen, wo ich mich, trotz der bescheidenen Verhältnisse, sehr wohl gefühlt habe (man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles). Man munkelt ausserdem, dass im Sommer renoviert wird, ob damit der Sommer 2007 oder 2020 gemeint ist, ist indessen fraglich… ☺
Viele Erasmusstudenten haben sich nach einigen Wochen eine Wohnung im Stadtzentrum gesucht, was allerdings nicht ganz billig ist. Für ein Zimmer bezahlt man dann schon mal so um die 500 Franken, Tendenz steigend.

Wie war die Betreuung durch die Gastuni? Gab es ein Orientierungsprogramm?

Die Betreuung durch die Gastuni war gut, die Verantwortliche (Rita) im International Relations Office ist sehr hilfsbereit und spricht sehr gut Englisch. Um einen Platz im Wohnheim zu ergattern, musste ich allerdings mein Durchsetzungsvermögen ziemlich unter Beweis stellen.
Wenn man sich für das Mentorenprogramm anmeldet, bekommt man einen litauischen Mentor (oder Mentorin) an die Seite gestellt, welcher einem am Flughafen abholen kommt und das Ganze mit der Anmeldung im Wohnheim übernimmt. Spricht man weder Litauisch, Russisch oder Polnisch, ist diese Hilfestellung am Anfang unabdingbar (die Rezeptionistinnen in den Wohnheimen sprechen und verstehen kein Wort Englisch).
In der ersten Semesterwoche findet ein Orientierungsprogramm statt, wo einem die Stadt gezeigt wird und verschiedene Partys stattfinden. Da ich allerdings eine Woche zu spät ankam, habe ich diese verpasst. Diejenigen die daran teilgenommen haben, hatten aber viel Spass und es ist eine gute Chance, viele Leute gleich von Anfang an kennen zu lernen (bei mir war das dann halt eher so schrittweise).
Die Studentenorganisation VUSA organisiert des Weiteren verschiedene Trips nach St. Petersburg, Moskau, Minsk, Kiew und Finnland. Diese Trips sind sehr gut organisiert und man spart sich die Mühe, selbst ein Visum organisieren zu müssen. Dies wird alles von den Veranstaltern erledigt.

Wie war der Kontakt zu einheimischen Studieren? Wie war der Kontakt zu anderen Austauschstudenten?

Wie das oft der Fall ist, bleibt der Kontakt zu einheimischen Studenten während eines Erasmussemesters etwas auf der Strecke. Nichts desto Trotz habe ich aber, neben meiner Mentorin, eine Handvoll sehr nette Litauerinnen und Litauer kennen gelernt.
Der Kontakt zu den anderen Austauschstudenten war hervorragend, entgegen meinen Erwartungen hat es in Vilnius sehr viele ausländische Studenten, welche aus aller Welt kommen (von Südkorea bis Peru gab’s alles).

Wie sind Sie sprachlich zurecht gekommen?

Die englische Sprache ist in Litauen (noch) nicht weit verbreitet. Vor allem im Winter, wenn keine Touristen in der Stadt sind, ist es meist eher überraschend, wenn man in Restaurants etc. englisch sprechende Serviceangestellte antrifft. Da die Speisekarten aber eigentlich immer auf litauisch und englisch erhältlich sind, kann man sich immer irgendwie verständigen. In den Läden verständigt man sich mit Händen und Füssen. Es ist daher sehr zu empfehlen, den Litauischkurs der Philologischen Fakultät zu besuchen. Litauisch ist zwar eine sehr schwierige und wohl auch nicht sehr nützliche Sprache (viele Studenten haben nach ein paar Wochen aufgegeben), aber es ist für den Alltag in Vilnius wirklich sehr hilfreich, wenn man ein paar Worte sprechen kann. Dies zahlt sich beispielsweise durch günstigere Taxifahrten aus.
Das Vorlesungsangebot auf Englisch ist, zumindest für Bachelorstudierende, an der ökonomischen Fakultät und der International Business School ziemlich gross. Sprachlich konnte ich sehr gut mithalten. Ist man der Englischen Sprache nicht so mächtig, hat man auch die Möglichkeit, einen Englischkurs zu besuchen.

Welche Kurse haben Sie an der Gastuni besucht?

  • Lithuanian I
  • Money and Credit (International Business School)
  • Total Quality Management (Faculty of Economics)

Mein Vorlesungsprogramm fiel etwas mager aus, da ich mich im Masterstudium befinde und deshalb eine eher eingeschränkte Auswahl an Vorlesungen hatte. Eigentlich hätte ich noch den Intensivkurs „Crosscultural comparative Management“ absolvieren sollen, da dieser aber in der Woche vor meiner Ankunft stattgefunden hatte, fiel das ins Wasser. In meinem Learningagreement weiterhin enthalten war die Vorlesung „Strategic Management“, welche aber nie stattgefunden hat. Ich habe leider nie raus finden können wieso.

Welche dieser Kurse würden Sie zukünftigen Erasmus-Studierenden weiterempfehlen?

Wie bereits erwähnt, ist der Litauisch Kurs sehr zu empfehlen.
Die Vorlesung Money and Credit war ganz interessant, der Professor hat sehr gut Englisch gesprochen und in der Klasse befinden sich auch sehr viele Litauer/innen. Das Niveau liess etwas zu Wünschen übrig, die Inhalte beschränkten sich grösstenteils auf Grundlagen der Makroökonomie und Geldpolitik.
In der Vorlesung Total Quality Management waren wir eine kleine Gruppe von ca. 8 Erasmusstudenten, was gute und interessante Diskussionen ermöglichte. Die Professorin sprach leider nicht sehr gut Englisch, dafür erhielten wir aber sehr viele Unterlagen, die wir im Selbststudium lesen konnten. Die Inhalte dieser Vorlesung waren sehr interessant.

Was hat Ihnen am Studium im Gastland besser gefallen als in Bern?

Was ich sehr geschätzt habe, waren die kleineren Klassen. Der Umgang mit den Studierenden ist ausserdem viel lockerer, die Distanz zwischen Professor und Student um einiges kleiner. Es ist absolut normal, dass man sich gegenseitig duzt. Dies schafft ganz generell eine angenehmere Atmosphäre und erleichtert die Kommunikation.

Was war im Gastland schlechter als in Bern?

Ich fand es etwas mühsam, dass sich Kurse zeitlich so verschoben, dass ich nicht daran teilnehmen konnte oder dass sie einfach gar nicht stattfanden.
Ausserdem äusserst unangenehm war, dass ich zu Beginn keinen Platz im Studentenwohnheim bekommen habe. Es scheint, als dass die Universitäten hier in Vilnius versuchen, möglichst viele Erasmusstudenten anzuwerben, sie sind aber leider nicht in der Lage, allen eine Unterkunft anbieten zu können. Dies finde ich sehr schade.

Was war das „Highlight“ Ihres Auslandsaufenthalts?

Ein Highlight meines Auslandaufenthalts waren die vielen interessanten Leute aus aller Welt, die ich in Vilnius kennen lernen durfte und mit denen ich einige sehr gute Partys feiern konnte. Der Trip nach Minsk und Kiew war ebenfalls eine sehr interessante Erfahrung. Der Aufenthalt in einer Stadt bzw. in einem Land das sich in einem Prozess des Umbruchs und der Veränderung befindet, war aber wohl das nennenswerteste „Highlight“ meines Erasmussemesters. Es bot sich die Gelegenheit, viele interessante, eindrückliche und einmalige Erfahrungen zu sammeln und Vorurteile abzubauen. Ich verbrachte eine grossartige Zeit in Vilnius und der Abschied ist mir sehr schwer gefallen.

Welches war die grösste Enttäuschung während Ihres Studiums im Ausland?

Was mich zu Beginn sehr gestört hat, war das raue zwischenmenschliche Klima das hier Vielerorts vorherrscht. Manche Leute sind sehr verschlossen gegenüber Ausländern. Mit diesem groben Umgangston hatte ich zu Beginn etwas Mühe. Aber wie gesagt, man gewöhnt sich an alles und mit den wärmeren Temperaturen und dem Start der Touristensaison Mitte Mai hatte sich auch dieser Umstand etwas verbessert. Oder zumindest habe ich es dann nicht mehr als so störend empfunden.

Welche Tipps und Ratschläge haben Sie für Erasmus-Studierende, die zukünftig an Ihrer Gastuni studieren wollen?

  • Bring eine gute Portion Geduld und Flexibilität mit; nimm Unfreundlichkeiten nicht persönlich.
  • Absolviere dein Erasmussemester in Vilnius im Sommersemester, so erlebst du die Stadt sowohl bei minus 30 als auch bei plus 30 Grad zu sehen.
  • Stell dich ein auf eher bescheidene Wohnverhältnisse
  • Geh nach Vilnius, du wirst es nicht bereuen. Viele interessante Erfahrungen warten auf dich.

Besonderheiten

  • Nur für Studierende auf Bachelorstufe.
  • Erforderliche Sprachkenntnisse: "B1 language level is required for the courses taught in foreign languages. Language certificate is not compulsory."